Samstag, 28. März 2015

Ich bin gegangen, habe sie zurück gelassen.

Letztes Jahr habe ich es vorgezogen zu gehen. Habe noch ihre Gesichter vor meinem inneren Auge, als ich ihnen auf der Rolltreppe davon erzählte. Ich weiß noch, wie sie versuchten die Enttäuschung zu verbergen, und wie doch den ganzen Tag lang diese Last auf uns lag.
Ich bereue es nicht, kein bisschen. Ich habe so viel erlebt, bin Teil von so vielem geworden- doch ohne sie. Habe Erfahrungen gesammelt, die ihnen fehlen. Bin reicher geworden, im materiellen, als auch im zwischenmenschlichen Sinne. Ein zu Hause wurde mir geboten, Geschenke wurden mir gemacht, Orte gezeigt, Gefühle offenbart, vom Fahrtwind die Haare und Gefühle verwüstet.
Dann war es vorbei und es musste gepackt werden. Ein Jahr wurde in unzählige Pakete, Kartons, Koffer und Tränen verstaut und zu dem Zeitpunkt begannen erst die Sorgen um die Frage: „Was kommt jetzt?" 

Es ging schnell. Ein Blinzeln und ich lag nach so langer Zeit wieder in ihren Armen. Sie sind dieselben geblieben. Längere Haare, eine neue Kette, höhere Schuhe, teurere Handtasche… Aber sie waren dort.

Sie haben mich aufgefangen. Sie waren da und haben mich mit offenen Armen begrüßt, mir meinen Platz frei gehalten, mich nicht ersetzt. Sie ließen mich wieder Teil ihres Lebens werden, ließen mich dabei sein. Sie halfen mir mich wieder zu Hause zu fühlen, anzukommen.
Bin seit einem halben Jahr wieder hier, denke ich könnte es ohne sie schaffen. Könnte alleine aufrecht stehen, würde mir auch ohne Stützräder nicht das Knie aufschürfen.
Doch ich will es nicht. Ich möchte wissen wohin ich gehen kann, möchte meinen festen Platz auf dem blauen Sofa zwischen ihnen haben, ihren Gesprächen zuhören und über ihre Pläne diskutieren. Doch was ich nicht möchte ist, dass diese Pläne allzu bald Realität werden.
Sie haben mich gehen lassen und mich unterstützt. Also werde ich dasselbe für sie tun. Ich werde es versuchen. Werde morgens um 4 Uhr aufstehen und sie zum Flughafen bringen, ihnen einen Glücksbringer mitgeben und mit einem Lächeln winken. 

Ich weiß, sie werden glücklich sein. Genauso wie es bei mir war. Und eben das wünsche ich mir für sie.  

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